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Objekttyp
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Brief
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Objekttitel
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Hamm über die Rolle der Kirche in einem Brief an Walter von Loewenich (1938-11-16)
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Originaltitel
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Dr. jur. Eduard Hamm. München, 16.11.1938. Friedrichstraße 17/I I. Fernsprecher 33208. Lieber Walter!
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Objektstatus
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Original
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Interne Signatur
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dhup_hamm_korr_briefe-von-eduard-hamm_walther-von-loewenich_1938-11-16
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Digitale Kollektion
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EHOA 2024
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Verzeichnungsstufe
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Dokument / Einzelressource
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Transkription
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Lieber Walter!
Ich möchte dir doch danken für das, was du auch mir mit deinen
beiden Schriften über ,,Offenbarung" u. ,,Abendmahl" gegeben hast.
Ich habe in Nürnberg in 3 Buchhandlungen nach dem 2. Buch des
bekannten Erlanger Theologen v. L. verlangt u. bin dann an 2 christl.
Buchhandlungen verwiesen worden; da habe ich dann in der Isar-Str,
die Schrift über die Off. bekommen - die andere wurde wieder
erwartet - u. am Hans-Sachs-Platz die über das Abendmahl.
Ich habe sie nach ?Schauberg? mitgenommen u. nun für Gertrud
von dort geholt, denn sie sind gerade, scheint mir, für die Behauptung
des Wesentlichen und Behauptbaren gegenüber dem Unwesentlichen
u. gewissermaßen freizugebenden sehr wichtig.
Ich verfolge die kirchlichen Vorgänge unserer Zeit kaum;
wie soll das auch der Laie tun? Bemerkenswert war mir
übrigens neulich, bei e. zufälligem Blick in die im Zeitschriftsaal
der Staatsbibl. ausliegenden Zeitschrift ,,Luthertum" u.a. des ?prinzen?-
lich. Bistums ein - selbst wenig belebter - Bericht über d. neuer-
liche kirchliche Darstellung des Glaubensbestands der anglik. Hochkirche.
Es ist da eine bemerkenswerte Weite umrissen, die offenbar
der Freiheit im Wesen des Bekenntnisses nicht schadet.
Ich glaube, daß davon bei uns gelernt w. könnte, bes. für
eine Zeit, in der nach Wegfall äußeren Druckes die Pflicht der
indiv. Wehrfestigkeit wieder stärker als jetzt gegenüber der
Pflicht der Abwehr verstand w. könnte. Und dabei scheint mir
eins wichtig, worüber du mir vielleicht einen Fingerzeig
geben kannst: Wo liegen Ansätze zu einer in der Formung
unserer Zeit angepaßten Darstellg. einer echten christl. Sitten-
lehre? Mir scheint, daß danach gerade unsere Generation, unsere
unmittelbare Gegenwart schreit. Hier hätten die Kirchen eine
über sie selbst hinausreichende Zeitaufgabe an unserem Volk
zu erfüllen, die nur sie - beim Schweigen aller anderen
Kräfte - erfüllen könnten. Was ist darüber zu lesen,
nach der wiss.-kritischen, was nach der der volkstümlich
ausmünzenden Beziehung hin? Ich kann den Gedanken
nach der Seite seiner grundlegenden Bedeutung
für das Volksethos als Lebenselement alles Gemein-
schaftslebens hier nicht weiter entwickeln; dazu
gibt sich vielleicht - hoffentlich - einmal ein. Gelegenheit
in München u. Nürnberg-Erlangen. Für einen kurzen
Hinweis wäre ich dir dankbar. Und dazu - nicht
unmittelbar damit zus.hängend - wäre ich auch f. einen
Hinweis auf eine moderne Darstellung der Lehre vom
Gebet dankbar. - Ich komme zu diesen Fragen nicht
von der theol., sondern einer allgemeinen Seite.
Aber hier liegen ja Schnittpunkte vieler Bedürfnisse
u. Probleme.
Von ?Schauberg? haben wir gute Tagesnachrichten.
Die Schluckbeschwerden sind nach 3x Ätzen viel geringer,
die Nachrungsaufn. u. die Stimmung sehr viel besser geworden.
Frieda u. Hans glauben, glücklich einer aufsteigenden
Linie sicher sein zu dürfen. Tatsächlich ists noch nicht
so weit, die offen günstigen Anfangsergebnisse lassen die
entscheidende Frage noch offen. Immerhin dürfen wir
hoffen.
Mit herzlichem Gruß auch m. Frau u. Gertruds
an eure theol. ?Bürzberggemeinde? u. deine Mutter,
dein Edi Hamm
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Entstehungsort oder Erscheinungsort
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München
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Datierung oder Erscheinungsjahr
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1938-11-16
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Entstehungsstufe
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Ausfertigung
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Schriftart
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Vordruck von Name und Adresse Hamms, handschriftlich (Tinte) Datierung und Text des Briefes
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Sprache
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deu/ger
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Beschriftung
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recto / verso
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Umfang
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2 Bl., 4 S.
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Autor einer Verzeichnung
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Felix Graf Lambsdorff, B.A.
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Verzeichnungsrichtlinien
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RNAB