*Eduard Hamm wird zum Staatssekretär in der Reichskanzlei ernannt (1922-11-22)

Objekt

Objekttyp
Urkunde
Objekttitel
*Eduard Hamm wird zum Staatssekretär in der Reichskanzlei ernannt (1922-11-22)
Originaltitel
Im Namen des Reichs
Objektstatus
Original
Interne Signatur
dhup_hamm_lebe_weimarer-rep_sts-r-kanzlei_ernnenung
Archiv oder Institution des Originals
Stadtarchiv Passau
Digitale Kollektion
EHOA 2024
Verzeichnungsstufe
Dokument/Einzelressource
Datierung oder Erscheinungsjahr
1922-11-22
Entstehungsort oder Erscheinungsort
Berlin
Entstehungsstufe
Ausfertigung
Schriftart
Vordruck; maschinenschriftlich (Schreibmaschine); handschriftlich (Tinte), von Friedrich Ebert und Wilhelm Cuno
Maße des Objektes
Länge: 33cm; Breite: 21cm
Bemerkungen
Vor seiner Berufung als Reichskanzler hatte Wilhelm Cuno (1876-1933) einen abwechslungsreichen Lebenslauf mit Sprüngen zwischen Politik und Privatwirtschaft. Nach seinem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und einer Promotion in demselben Bereich begann er seinen Karriereweg als Rechtsanwalt. Von 1907 an war Cuno Regierungsassessor beim Reichsschatzamt. 1910 wurde er Regierungsrat, 1912 Geheimer Regierungsrat und 1916 Geheimer Oberregierungsrat. Im Rahmen dieser Tätigkeit entwarf er Gesetze und vertrat diese im Reichstag. Während des Ersten Weltkrieges übernahm er die Leitung der Reichsgetreidestelle und war für kurze Zeit beim Kriegsernährungsamt beschäftigt. Als Generalreferent für kriegswirtschaftliche Fragen arbeitete er nach dem Krieg an einem Gesetz über die Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte. In diesem Kontext lernte er Albert Ballin (1857-1918), den Vorstandsvorsitzenden der Reederei HAPAG (Hamburg-Amerikanische-Packetfahrt-Actien-Gesellschaft) kennen. Ballin lud Cuno ins Direktorium der HAPAG ein und wurde sein Mentor (Braun, S. 237).
Nach Absagen zweier Ministerämter akzeptierte Cuno am 19. November 1922 die Berufung als Reichskanzler seitens des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925). Die Berufung Cunos folgte drei Hauptzielen - er sollte eine integrierende Rolle über die politischen Parteien hinweg spielen; seine Management-Erfahrung bei der HAPAG sollte bei der Beherrschung der Wirtschafts- und Finanzkrise helfen; drittens wären Cunos internationale Kontakte, besonders mit den USA durch die Kooperation zwischen HAPAG und der Reederei United American Lines, hilfreich, um die Reparationsfrage in Zusammenarbeit mit anderen Ländern weiterzuentwickeln (ebd., S. 238).
Anfang 1923 musste das Kabinett aber mit einer neuen Herausforderung umgehen - am 9. Januar ließ der französische Regierungschef Raymond Poincaré (1860-1934) die Besetzung des Ruhrgebietes durchführen. Poincarés Ziel war die Versicherung der Reparationszahlungen Deutschlands, aber auch eine Revision der Staatsgrenzen (Kolb, S. 51). Die Regierung der Weimarer Republik antwortete auf die Besetzung mit einem passiven Widerstand, der sich in einem Generalstreik der Bevölkerung des Ruhrgebiets ausdrückte (ebd., S. 52). Die Regierung Cuno unterstützte die Bevölkerung im Ruhrgebiet während des Streiks durch Geldzahlungen und Sachleistungen. Gleichzeitig sind die Steuereinnahmen und die Kohlelieferungen in die unbesetzten Gebiete der Republik gesunken. Die Regierung reagierte mit Banknotendruck, was die bereits zuvor instabile Mark noch dramatischer entwertete (ebd.).
In seiner Rolle als Staatssekretär in der Reichskanzlei musste sich auch Eduard Hamm mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen. Trotz aller Bemühungen schien die Situation außer Kontrolle zu geraten. „[S]tatt als Krisenmanager fungierte [Cuno] lediglich als Krisenverwalter” (Braun, S. 238).
Der Misserfolg des Ruhrwiderstandes und die enormen Kosten dieser Aktion, die innenpolitischen Probleme wie die finanzielle Anspannung zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, die soziale Ungleichheit in der Republik und die Hyperinflation (vgl. Hardtwig, S. 124, 129) führten in den Industrierevieren Deutschlands zu großen Protesten gegen die Regierung Cuno, die im August 1923 zurücktreten musste (ebd., S. 132).

Literatur
Braun, Bernd. (2011). Die Weimarer Reichskanzler - Zwölf Lebensläufe in Bildern. Düsseldorf.
Hardtwig, Wolfgang (2018). Freiheitliches Bürgertum in Deutschland: Der Weimarer Demokrat Eduard Hamm zwischen Kaiserreich und Widerstand. Stuttgart.
Kolb, Eberhard & Schumann, Dirk. (2022). Deutschland 1918-1933: Die Weimarer Republik (=Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 16). München.
Autor einer Verzeichnung
Markus Gerstmeier, M.A.
Hristo Kapitanov (Bemerkungen)
Verzeichnungsrichtlinien
RNAB