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Objekttyp
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Brief
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Objekttitel
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Eduard Hamm aus der Reichskanzlei an seine Frau über die „Münchner Narren […] Hitler, Kahr“ (1923-01-17)
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Originaltitel
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Objektstatus
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Original
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Interne Signatur
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dhup_hamm_korr_briefe-von-eduard-hamm_an-maria-hamm_1923-01-17
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Digitale Kollektion
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EHOA 2024
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Verzeichnungsstufe
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Dokument/Einzelressource
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Transkription
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Berlin 17. I. 23
Liebe Mädi!
Ich habe heute einen traurigen
Brief von Dir bekommen; ich bin auch
traurig, nicht kommen zu können und in
schwerer Arbeit zu stecken, nur habe
ich leider oder glücklicher Weise jetzt
wenig Zeit zu Gefühlen. Halt aber
noch ein paar Tage aus. In ein
paar Tagen nämlich hoffe ich
doch, wahrsch. am Sonntag, nach M[ünchen]
kommen zu können, wenn auch der
R K [= Reichskanzler Cuno] auf 1 od. 2 Tage weggeht.
Dann komm ich natürlich sofort[.]
Ich mußte auch Nürnberg absagen.
Die Münchner werden schon etwas
auf mich schimpfen. Aber jetzt gehts
nicht anders. Mit Hitlersprüchen
rettet man das Reich nicht, sondern
verdirbt nur unser Volk, sondern
Arbeit gehört her. Ich bedaure
meine Fesselung hier 1. wegen der
Familie, 2. deswegen weil ich
nicht im Lande gegen die Narretei
u. Verhetzung reden kann. Es gibt
keinen dümmeren Spruch als den:
„Lieber tot als Sklav“ für ein
Volk, das die Pflicht [hat] zu leben, um
wieder frei zu werden. Meine
politische Linie ist völlig die des
R K [= Reichskanzlers Cuno] u. seiner Rede. Der Ausgang
ist unsicher. Wir sind wie eine
belagerte Festung. Warten, ob Entsatz
kommt. Solange Burgfrieden im
wörtlichen Sinn halten. Was die
Münchner Narren machen – nicht
Knilling usw., aber Hitler, Kahr,
[folgende drei Worte in Stenographie:] Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht – ist Unfriede in der belagerten
Burg. Unfrieden zu stiften haben
wir Verbrecher auf der anderen Seite
genug. – Geßlers laden RK [den Reichskanzler Cuno] ein. Ich
trachte morgen zu ihnen zu kommen.
So – jetzt gehe ich noch zum
Abendessen aus. Also herzlichen Gruß
u. Kopf hoch. Den Scheck über 1 Million
wirst Du bekommen haben. Herzl[ichen] Gruß
den Kindern. Mir tut sehr leid, Hans
nicht gesehen zu haben.
Ich besuche ihn dafür
möglichst bald. Herzlichst Dein Edi.
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Entstehungsort oder Erscheinungsort
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Berlin
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Datierung oder Erscheinungsjahr
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1923-01-17
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Entstehungsstufe
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Ausfertigung
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Schriftart
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handschriftlich (Tinte), Eduard Hamm
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Sprache
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deu/ger
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Beschriftung
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passim
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Umfang
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1 Bl., zu 4 S. gefaltet
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Verzeichnungsrichtlinien
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RNAB